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Seefahrtarchiv oben
1914/15 Einsatz im I. Weltkrieg

„Ich fliege nah ran, ziele gut, und dann fällt er von selbst herunter.“

Oswald Boelcke, deutscher Jagdflieger

Bei Ausbruch des I. Weltkrieges im Jahre 1914 gab es keine Geschichte der Luftfahrt und um so weniger Traditionen militärischer Luftfahrt. Es war kaum zehn Jahre her, daß die unverbesserlichen Träumer der Luftfahrt Wilbur und Orville Wright ihren ersten Flug bei Kitty Hawk, North Carolina, absolviert hatten.

Diejenigen von uns, die den Luftkrieg 1914-1918 mit steil nach oben stoßenden roten Fokker Dreideckern und trudelnden Camels verbinden, denken sicher nicht daran, daß die ersten Militärflugzeuge mit Höchstgeschwindigkeiten von 60 bis 80 Meilen pro Stunde flogen, nicht einmal so schnell wie viele Autos jener Zeit.

Die ersten Flugzeuge, die 1914 an der Westfront eingesetzt wurden, waren tatsächlich kaum weiterentwickelt als die gebrechliche Bleriot, mit der 1906 der erste historische Überflug des Ärmelkanals stattfand. Eine Theorie der Militärluftfahrt gab es 1914 nur in Anfängen, aber beide Seiten hatten schon bemerkt, daß sich das Flugzeug hervorragend zur Sammlung von Aufklärungsinformationen eignen würde. Stationäre bzw. „Fessel“ – Ballons waren zu Beginn der sechziger Jahre des Neunzehnten Jahrhunderts im Bürgerkrieg der USA als Beobachtungsplattform genutzt worden, und alle modernen Armeen nutzten sie dann weiter zur Beobachtung gegnerischer Truppenbewegungen und -konzentrationen aus großer Höhe.

In der Anfangszeit des Krieges flogen die Flugzeugführer beider Seiten unbewaffnet. Sie führten Aufklärungsflüge über gegnerischen Marschkolonnen aus, meldeten gegnerische Stellungen und stellten überhaupt während der anfänglichen deutschen Invasion in Frankreich wertvolle Informationen zur Verfügung.

In der Tat ist ein Teil des Erfolgs der Alliierten bei der Schlacht an der Marne, bei der die deutschen Invasionstruppen an den Zugängen zu Paris aufgehalten und zurückgeworfen wurden, wahrscheinlich der Luftaufklärung zu verdanken. Deshalb wurde auf beiden Seiten überlegt, welchen Vorteil es brächte, wenn gegnerische Aufklärungsflüge gestoppt werden könnten. Als Lösung dieses Problems kam man schnell zum Entschluß, daß die Flugzeuge mit Waffen bewaffnet, in der Lage wären die gegnerischen Aufklärungsflugzeuge vor der Weitermeldung von Informationen abzuschießen. Zunächst führten daher die Piloten Pistolen, Gewehre, Ziegel und sogar Handgranaten als Bewaffnung für den Luftkampf mit sich.

Diese waren jedoch fast nutzlos, denn es war schwer, sie effektiv einzusetzen, während gleichzeitig ein Flugzeug gesteuert werden mußte, das schlingerte, in der Luft durchsackte und überhaupt beim geringsten Anlaß abzustürzen drohte. Trotzdem schoß ein Flugzeugführer der Alliierten im Januar 1915 mit einem Karabiner ein deutsches Aufklärungsflugzeug ab.

Im darauffolgenden Monat gelang es Roland Garros, einem vor dem Krieg bekannten Kunstflieger, ein deutsches Flugzeug mit einer anderen, viel zukunftsweisenden Methode abzuschießen. Garros hatte sich mit der Frage beschäftigt, wie es möglich ist ein Flugzeug mit einem Maschinengewehr auszustatten. Seine Lösung war relativ simpel aber wirksam. Er befestigte an seinen Propellerblättern Metallplatten und brachte die Blätter in eine Stellung, in der die Kugel des hinter dem Propeller befestigten Maschinengewehrs, die sie trafen, keine großen Schäden hervorriefen.Weiterhin gab er den Propellerblättern eine solche Gestalt, daß die Kugeln nicht in die Richtung des Piloten abprallen konnten. Allerdings hatte er hierbei auch festgestellt, daß der Propeller nach längerer Zeit sich lockerte und abfiel. Aber das war noch in Ordnung, wenn man daran dachte den Propeller nach der Landung wieder festzuziehen.

Die Deutschen waren natürlich in Angst und Schrecken versetzt, daß die Alliierten nun durch den Propeller schießen konnten, ohne daß er dadurch abfiel. In gleicher Maße aber waren sie erfreut, als Garros im April aufgrund einer ausgefallenen Kraftstoffleitung gezwungen war, mit seiner Morane hinter den deutschen Linien zu landen. Er versuchte noch, das Flugzeug zu zerstören, bevor es die Deutschen erbeuteten und untersuchen konnten, aber er schaffte es nicht mehr. Die Deutschen sahen sich den Propeller an und zeigten ihn dem Flugzeugkonstrukteur Anthony Fokker.

Bald danach verkündigte Fokker, er habe eine Vorrichtung erfunden, die es den deutschen Piloten ermöglichte würde, ein Maschinengewehr am Rumpf zu befestigen und direkt durch den Propeller zu feuern ohne diesen zu beschädigen. Die Lösung bestand aus einem auf der Welle des Propellers befestigten Nocken, der eine mit dem Abschußmechanismus des Maschinengewehrs verbundene Stange hob und das Abfeuern unterband. Durch diese Erfindung sollte somit der modernere unter effektiven Waffeneinsatz geführte Luftkampf seinen Anfang bis in die heutige hochentwickelte Zeit nehmen.

Fokker Dr. 1 - (Nachbau eigene Aufn. Hahnweide 2005)

Jeannin Stahltaube 1914 (Werksnr. 76) wurde während des Krieges als Aufklärer (Pilot u. Beobachter) eingesetzt. (Aufn. Technikmuseum Berlin 2012 J.H.)

Hier sehen Sie einen Beobachtungsflugzeug mit einer seitlich angebrachten Kamera. (Aufn. National Air and Space Museum J.H.)

Beobachtungsflugzeug von oben. Gut ist das hinten gerichtete MG zur Abwehr von feindlichen Flugzeugen zu erkennen. (Aufn. National Air and Space Museum J.H.)

Skizze eines typischen deutschen Fesselballons (Drachenballon) ca. 1917

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