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1927 Charles Lindbergh Nonstopflug über den Atlantik

„Das Fliegen ist das Einzige für das es sich lohnt zu Leben.“

Ernst Udet

In den USA war die Entwicklung der Luftfahrt Anfang der 20er Jahre noch nicht so weit entwickelt wie es in Europa zu dieser Zeit üblich war. Grund hierfür war sicher der späte Eintritt der USA in den I. Weltkrieg. So war es nicht verwunderlich, daß das Haupteinsatzgebiet der Flugzeuge auf den Langstrecken-Postverkehr beschränkt war.

Dies führte sicher auch dazu, daß viele Firmen, wie z. B. die 1913 von Allan und Malcolm Loughead (Lockheed) gegründete Firma bereits 1921 sich auflöste, weil viele Militärmaschinen auf den Markt drängten und diesen überschwemmten. Dies änderte sich erst 1925, als die Postrouten privatisiert wurden, und Namen, die in der Flugzeugindustrie lange vorherrschten sollten, sich mehr Absatzchancen versprachen. Einer davon war William Boeing der die Boeing Air Transport gründete – aus der später die United Air Lines entstand.

1926 meldeten sich die Lougheads mit einer von John K. Northrop entworfenen stromlinienförmigen Hochdecker Maschine zurück, die Lockheed Vega (siehe Ausl. Flugzeuge). Auch eine der berühmtesten Nachkriegsmaschinen, die dreimotorige Tin Goose (Blechgans) der Ford Motor Company entstand während dieses Zeitraums.

Es zeichnete sich daher ein großer Aufschwung ab, der durch den schon 1920 ausgesetzten Orteig Preis von 25.000 US $ für den ersten Nonstopflug zwischen New York und Paris, sicher noch ein wenig angeheizt wurde. Dieser Preis war über eine Strecke ausgesetzt worden die doppelt so weit war wie der Atlantikflug von Alcock und Brown im Jahre 1919.

1926 unternahm Rene Fonck, einer der erfolgreichsten franz. Flieger Asse des I. WK, mit einer zu schwer beladenen dreimotorigen Sikorsky den ersten Versuch. Leider stürzte er dabei beim Start in New York im September 1926 ab und zwei seiner Besatzungsmitglieder starben. Der Nächste Richard Byrd, der amerikanische Nordpolchampion im April 1927, stützte ebenfalls mit seiner dreimotorigen Fokker ab.

Zwei Tage später erfolgte ein Absturz eines Mitstreiters aus der U.S. Navy und dessen Kopilot bei einem Probeflug tödlich. Ein weiterer berühmter Mitstreiter, der Franzose Charles Nungesser, auf Platz drei der franz. Kriegs Fliegerhelden, verschwand am 8. Mai nach dem Start in Paris für immer auf dem Atlantik.

Erst am 20. Mai 1927 sollte sich dies ändern als der 25 jährige Charles Lindbergh, großgeworden in Minnesota, mit einem eigens dafür entwickelten Ryan Hochdecker (220 PS Wright Whirlwind Triebwerk) in New York sich auf dem Weg machte. Charles Lindbergh wurde dabei von Geschäftsleuten aus St. Louis finanziert und sein Flugzeug bekam daraufhin den Namen The Spirit of St. Louis. Hierbei wurde sein Flug von Tausenden beim Start bejubelt und schließlich wurden die Berichte aus St. John`s, Neufundland von Millionen am Radiogerät weltweit verfolgt, als er auf das offene Meer flog.

Während des Fluges (5.780 Km, 33 Stunden und 39 Minuten) mußte er gegen die Müdigkeit, das Eis und Unwetter ankämpfen und gelangte schließlich an die irische Küste, von wo er den Ärmelkanal überquerte und bei Einbruch seiner zweiten Nacht in der Luft das franz. Flugfeld Le Bourget erreichte. Dieses war von Automobilscheinwerfern hell erleuchtet worden, denn Tausende sehnten seine sichere Ankunft herbei. Über den Nonstopflug gibt es eine kleine Anekdote, die vielleicht noch erwähnenswert ist. Lindberghs Hochdecker hatte zur damaligen Zeit die modernste Instrumentenkonsole. Eines der interessantesten Instrumente war ein Periskop mit dem er vor das Flugzeug sehen konnte, was sonst nicht möglich gewesen sein wäre.

Allerdings nahm er auch einige Instrumente nicht mit, die ihm den Flug erleichtert hätten. Hierzu zählt ein Funkgerät, das nach Lindberghs Meinung immer dann ausfiel wenn man es am dringendsten brauchte und einen Sextanten den er als zu schwer hielt. Den geflogenen Kurs trug er in eine Karte ein und benutzte während des Fluges Orientierungspunkte wo es ging. In der 27. Flugstunde, und 15 Stunden nach seinem letzten Orientierungspunkt in Neufundland, machte er sich Gedanken über seine Position. Gemäß den Berechnungen sollte er in der Nähe von Irland sein. Plötzlich entdeckte er ein kleines Fischerboot – Land mußte in der Nähe sein, aber welches? Er stellte den Motor ab und segelte zu den Fischern hinab, die mit verdutzten Gesichtern dreinschauten. Lindbergh lehnte sich aus dem Fenster und rief: „Wo geht`s nach Irland?“

Dies war sicherlich das erste und einzige Mal daß ein Pilot so „nach dem Weg gefragt hat“. Entweder hatten die Fischer Lindbergh nicht verstanden, oder sie waren zu verwirrt, um ihm zu antworten. So setzte er seinen Flug fort. In der Nähe von Valentia an der Spitze von Südwestirland konnte er Land sichten. Er hatte 16 Stunden über Wasser navigiert und war nur knapp 8 km vom Kurs abgewichen. Berücksichtigt man den damaligen Entwicklungsstand der Instrumente, so war dieser Flug eine beachtliche Leistung.

Das weltweite Lindbergh Fieber ließ erst nach Monaten wieder nach. Er war ein Held wie aus dem Bilderbuch: gutaussehend, bescheiden, gepflegt , höflich und wortkarg. Lindbergh fand sogar Zeit die verzweifelte Mutter von Nungessers zu besuchen. Jeder, vom Mann auf der Straße bis hin zum franz. Präsidenten und dem König von England, wollte ihn sehen. Bei der Ankunft der Spirit of St. Louis in Croydon England, kamen sogar mehr Menschen als bei seiner Ankunft in Paris. Von Präsident Coolidge wurde sogar das Kriegsschiff USS Memphis ausgesandt ihn nach Hause zu holen.

Selten wurde einem Anderem ein größerer Empfang in den USA beschert wie ihm, und er konnte sogar bedingt durch seinen begeisterten Empfang in Mexiko die Spannungen zwischen seinem Heimatland und diesem entschärfen.

Durch diesen Begeisterungsansturm flossen zusätzlich Geld und Talent in den amerikanischen Flugzeugbau und seiner Fluglinien. 1926 hatte es zwölf Fluglinien gegeben, 1928 waren es bereits 25. Einige Tage nach Lindberghs Flug wurde eine neue Gesellschaft gegründet, die Transcontinental Air Transport (später TWA), und er wurde Vorsitzender des techn. Ausschusses, verantwortlich für das Einrichten neuer Routen. 1930 unternahmen in Amerika die vier größten Fluglinien : TWA, Eastern und American; bereits doppelt so viele Flüge wie in ganz Europa.

Später machte Lindbergh noch einmal, allerdings traurige, Schlagzeilen, als sein Sohn entführt und ermordet wurde. 1933 kehrte er schließlich enttäuscht Amerika den Rücken. Als er erst 1941 zurückkehrte wurde er als Faschist und Defätist beschimpft.

Genau genommen war Lindbergh schon der 92., der den Atlantik mit einem Luftfahrzeug überquerte, doch er war der erste, dem es im Alleinflug ohne Zwischenstop und über die Rekorddistanz von 5.780 km gelang. 

 Ryan NYP "Spirit of St. Louis" mit der Charles Lindbergh 1927 den Atlantik überquert hatte. (Aufn. National Air and Space Museum - J.H.)

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